Je länger ich hier in den USA bei einer amerikanischen Familie wohne, desto mehr bemerke ich irgendwie, wie anders diese Familie im Gegensatz zu meiner ist. Die Eltern meiner Austauschschülerin sind sehr streng und Haley muss jeden Abend um 9 Uhr im Bett sein. Wenn sie auch nur eine Minute später im Bett ist, bekommt sie Probleme. Sie muss immer im Haushalt mithelfen und aufpassen, dass sie nichts Falsches sagt oder so, weil ihre Eltern dann direkt sauer werden. Trotzdem fühle ich mich aber in der Familie wohl, da die Eltern mich gut behandeln und echt nett zu mir sind.
Außerdem lebt meine Familie ziemlich einfach, quasi in einer kleinen Hütte. Das Zimmer meiner Austauschschülerin besteht eigentlich nur aus ihrem Bett und ihrem Schreibtisch. Es gibt nicht mal einen Tisch zum Essen, da wir immer entweder auf dem Sofa vor dem Fernseher, im Bett oder unterwegs essen.
Obwohl es so scheint, als ob meine Gasteltern nicht viel Geld haben, besitzen sie trotzdem vier Autos, einen Riesenfernseher und natürlich Massen von Waffen. Sie sind überall, unter meinem Bett, hinter der Tür, im Flur an der Wand, im Schrank im Schlafzimmer der Eltern, einfach überall. Im Wohnzimmer sind auch noch drei Schränke voll mit Gewehren. Neulich lief draußen ein Fremder die Straße lang und der Vater hat direkt zwei Gewehre aus dem Schrank geholt und ist mit denen und einer Taschenlampe rausgegangen. Für die ist es völlig normal, so viele Waffen zu besitzen, da der Vater ja auch in einem Waffenladen arbeitet. Unter anderem sind meine Gasteltern auch große Fans von Trump, sie haben sogar eine Figur von ihm im Wohnzimmer zu stehen. Der Vater hat sie mir gezeigt und hat dazu gesagt:“He is my man.“ Ich würde behaupten, dass meine Familie echt typisch amerikanisch ist, zumindest so, wie ich mir eine amerikanische Familie vorgestellt habe.
Gestern wurden wir schon früher vom Unterricht befreit, da Haley einen Termin beim Zahnarzt hatte. Ihre Eltern haben uns abgeholt und wir sind direkt dorthin gefahren. Ich habe noch nie eine so schöne Zahnarztpraxis gesehen. Ueberall waren antike Möbel und an der Rezeption wurde sogar selbstgemachte Seife verkauft. Der einzige richtige Unterschied zu meiner Zahnarztpraxis war, dass überall in den Behandlungsräumen Fernseher hingen, welche es bei mir in meiner Praxis nicht gibt. Nach dem Zahnarzttermin sind wir noch spontan zu einem Laden namens „Kohl“ shoppen gegangen. In dem Laden gab es echt alles, von Arkansas Souvenirs, zu jeglichen Klamotten bis hin zu Weihnachtsdeko und Bettbezügen.
Die Eltern haben mir einen Arkansas Hoodie gekauft. Sie bezahlen mir ALLES, ich hab noch nichts von meinem Geld ausgegeben. Aber wenn ich ihnen sage, dass ich das auch bezahlen kann, sagen sie nur, dass das deren Geschenk für mich ist. Es ist echt nett von ihnen, aber trotzdem fühle ich mich ein bisschen schlecht, weil sie mir so viel schenken.
Zum Abschluss sind wir dann noch zu einem Fastfood Restaurant gefahren, und omg das essen war soooo viel, ich hab nicht mal die Hälfte geschafft, weil ich noch so satt vom Lunch war.